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HAL BUSSE

KH/ KOSMOS BUSSE. 
HAL BUSSE 100
→→ 22.11.2025–29.03.2026

Hal Busse (1926 – 2018), die 2026 einhundert Jahre alt geworden wäre, gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. In Jagstfeld bei Heilbronn geboren, blieb sie ihrer Heimat zeitlebens ebenso verbunden wie dem Unterwegssein – so reiste sie immer wieder nach Paris, Venedig oder an den Nil.

„Alle Motive führen zum Wald oder Wachstum“, notiert sie 1957: Hannelore, die ab diesem Zeitpunkt als Hal Busse ausstellt, entstammt einer Künstlerfamilie. Von ihrem Vater, dem bekannten Landschaftsmaler Hermann Busse (1883 – 1970), wird sie von früh an unterrichtet. Mit Klaus Bendixen (1924 – 2003) führt sie seit 1956 eine Künstlerehe. Sieben Jahrzehnte widmet sich Hal Busse – auch als zweifache Mutter – nahezu täglich ihrer Kunst, pflegt ein umfassendes Netzwerk und besucht Ausstellungen in ganz Europa. 

Ihr künstlerischer Fokus gilt ihrer unmittelbaren Umgebung, zu Beginn den Badenden an Jagst und Kocher oder der Obsternte, im Spätwerk dem elterlichen Garten in Heilbronn. Sujets, denen sie sich kontinuierlich widmet, sind die Weinberge, die Badenden, immer das Wasser und der Mensch: „Mein Interesse gilt dem Menschenbild, im Bezug zur Welt.“

Ihre künstlerische Sprache ist keine rein formale – sie entspringt Beobachtungen und behandelt persönliche Begegnungen ebenso wie politische Herausforderungen. Dass für Hal Busse die Kategorien gegenständlich und abstrakt keine Rolle spielen, ist in ihrer Generation ein Novum. Doch ihr geht es ausschließlich um bildnerische Realität, die aus Farben, Struktur und Ordnung sowie aus ästhetischen Erfahrungen hervorgeht. Dazu erprobt die Künstlerin eine Vielzahl künstlerischer Materialien, doch die sinnliche Kraft von Farbe wird ganz besonders beschworen. Folgerichtig ließ sie ab 1957 in ihren Nagelreliefs die „Farbe in den Raum springen“. Inmitten von Stilrichtungen wie dem Informel, dem Konstruktivismus oder der ZERO-Bewegung, an deren Ausstellungen sie teilnimmt, formuliert sie eine individuelle künstlerische Handschrift. Gestalterisch ist die Kreisform kompositorischer Ausgangspunkt vieler Darstellungen, farblich dominiert Rot in allen Varianten –„Rot geht mit allen Farben“, sagt die Künstlerin. Während den Studentenprotesten in Paris 1968 kehrt Hal Busse zu figürlichen Paar-Darstellungen zurück und malt Antikriegsbilder. Ihre plastischen Objekte der 1970er Jahre sind Ausdruck der intensiven Beschäftigung mit einer lebenswert-modernen Umwelt und Architektur; so verstand sie selbst ihre zahlreichen Kunst-am-Bau-Projekte als „gebaute Bewegung im Raum“.

Die umfangreiche Retrospektive lädt die Besucherinnen und Besucher zur Entdeckung einer beeindruckenden Künstlerin ein, deren Werk zunehmend international mehr Aufmerksamkeit erfährt. Flankierend sind Gemälde ihres Vaters Hermann Busse, ihres Mannes Klaus Bendixen und von Zeitgenossen wie Hans Schreiner und Ruth Eitle ausgestellt. Auf diese Weise wird ein bedeutendes Kapitel süddeutscher Kunstgeschichte aufgeschlagen.

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Hal Busse Archiv/Johanna Bendixen Hamburg und mit Unterstützung von Katarina Bendixen und der Galerie Volker Diehl Berlin.

 

Abbildung: Hal Busse, Bild 58 Rot, 1958, Städtische Museen Heilbronn, Foto: gruppe sepia